Der metaphysische Grundgedanke der heraklitischen Philosophie ...

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Verlag nicht ermittelbar, 1904 - 52 pages
 

Popular passages

Page 5 - Alle Sprachen sind aus naheliegenden menschlichen Bedürfnissen, menschlichen Beschäftigungen und allgemein menschlichen Empfindungen und Anschauungen entstanden. Wenn nun ein höherer Mensch über das geheime Wirken und Walten der Natur eine Ahnung und Einsicht gewinnt, so reicht seine ihm überlieferte Sprache nicht hin, um ein solches von menschlichen Dingen durchaus Fernliegendes auszudrücken. Es müßte ihm die Sprache der Geister zu Gebote stehen, um seinen eigentümlichen Wahrnehmungen zu...
Page 15 - In der Tat ist der Satz, daß die Substanz beharrlich sei, tautologisch. Denn bloß diese Beharrlichkeit ist der Grund, warum wir auf die Erscheinung die Kategorie der Substanz anwenden...
Page 21 - Jede Energieform hat das Bestreben, von Stellen, in welchen sie in höherer Intensität vorhanden ist, zu Stellen von niederer Intensität überzugehen.
Page 40 - ... das naive und auch das physikalische Bewußtsein vor sich zu haben glauben, erweist sich aber für das Denken der „Analyse der Empfindungen" als eine Beständigkeit der Verbindung von sinnlichen Elementen. „Könnte man sämtliche sinnliche Elemente messen, so würde man sagen, der Körperbesteht in der Erfüllung gewisser Gleichungen, welche zwischen den sinnlichen Elementen statt-haben.
Page 19 - ... Universitätsphilosophie besteht in Einschränkungen von jener. Unsere ganze Philosophie ist Berichtigung des Sprachgebrauchs, also die Berichtigung einer Philosophie, und zwar der allgemeinsten. Allein die gemeine Philosophie hat den Vorteil, daß sie im Besitz der Deklinationen und Konjugationen ist. Es wird also immer von uns wahre Philosophie mit der Sprache der falschen gelehrt.
Page 17 - Energie, und denken wir uns deren verschiedene Arten von der Materie fort, so bleibt nichts übrig, nicht einmal der Raum, den sie einnahm, denn auch dieser ist nur durch den Energieaufwand kenntlich, welchen es erfordert, um in ihn einzudringen.
Page 11 - Davon zeugt nicht nur das satte und farbenreiche Pathos seines Stils, sondern vor allem die geniale Plastik seiner Darstellung. Er sieht seine Ideen, berechnet sie nicht. Ihren intuitiven Charakter, dem alle Dialektik, wie sie vor allem das gegnerische System des Parmenides stützt, fremd ist,1) unterstützen die immer glücklich gewählten 1) Vgl.
Page 52 - Gedanken an. seit Ewigkeiten währenden und nie aufhörenden Kampfes, der den Inhalt des Lebens im Kosmos bildet, in dem ein gebieterisches Gesetz waltet und eine harmonische Ebenmäßigkeit aufrecht erhält, ist eine hohe Schöpfung der griechischen Kunst, der dieser Denker weit näher gestanden hat als der eigentlichen Naturforschung.
Page 6 - Wir sehen einen Menschen, dessen ganzes Fühlen und Denken unter der Herrschaft einer ungezügelten aristokratischen Neigung stand, die durch Geburt und Erziehung stark angelegt und durch Widerstand und Enttäuschung gereizt und gesteigert war. Hier ist der letzte Grund für jeden Zug seines Lebens und jede Besonderheit seiner Gedanken zu suchen. Noch in der energischen Konzentration des Systems, in dem Vermeiden und Verschmähen aller Einzelheiten und Nebensachen, dem Niederschreiben in kurzen,...
Page 32 - Im Gegenteil, Heraklit hat die Gegensätze betont, schon weil er ein Aristokrat war, der das „Pathos der Distanz" im höchsten Maße besaß und dem es gar nicht einfiel, Unterschiede abschwächen oder bestreiten zu wollen.

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